Restaurierung
"Des Kaisers letzte Kleider" - Hund Mikroskope im KUR-Projekt
Im Rahmen des „KUR-Programmes zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut“ führte das Historische Museum der Pfalz in Speyer ein Forschungsprojekt durch, dessen Schwerpunkt auf der Dokumentation und Untersuchung der Textilien sowie weiterer organischer Grabfunde aus Leder, Holz und Erde aus den Herrschergräbern des Speyerer Doms lag. Dabei war es auch von Interesse, den Zustand der Fundstücke vor dem Hintergrund ihrer über 100-jährigen Restaurierungsgeschichte detailliert zu erfassen.
Der von Sabine Kaufmann M.A. herausgegebene Bericht fasst die Arbeiten von Dr. des. Heidi Blöcher, Brigitte Dreyspring, Melanie Herget M.A., Dipl.-Rest. Ina Meißner und Dipl.-Rest. Betty Sacher zusammen und stellt im Detail dar, mit welchen Methoden die teils sehr empfindlichen Gewebe untersucht wurden. Neben hochsensitiven quantitativen Verfahren wie der energiedispersiven Mikroröntgenanalyse im Rasterelektronenmikroskop (REM-EDX) oder der Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) kam auch die Lichtmikroskopie zum Einsatz: Während Stereomikroskope mit ihren üblicherweise geringen Gesamtvergrößerungen einen Überblick über Aufbau und Färbung von Geweben verschaffen, wurden feinere Strukturdetails mit Hilfe aufrechter Labormikroskope sichtbar gemacht. Zusätzliche Kontrastierverfahren im Auf- und Durchlicht, etwa die Polarisationsmikroskopie, halfen bei der Suche nach spezifischen Materialeigenschaften (Abb. 1).
Abb. 1: Die Restauratorinnen Brigitte Dreyspring, Betty Sacher und Sigrun Thiel (v. l .n. r.) bei der Untersuchung der Beinlinge des salischen Kaisers Heinrich III. im Rahmen des KUR-Projekts am Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Die Gewebeuntersuchungen wurden u. a. mit einem Hund-Stereomikroskop mit Auslegerstativ und Faserlichtquelle (rechts) und einem Labormikroskop Hund H 600 mit Polarisationseinrichtung HP I (vorne) durchgeführt. Beide Mikroskope wurden für das Projekt von Frau Dreyspring für das Projekt zur Verfügung gestellt. Foto: Peter Haag-Kirchner/Historisches Museum der Pfalz Speyer.
Die in Abb. 1 untersuchten Beinlinge Heinrichs III. (1017 – 1056) wurden zuerst 1905 und erneut 1960 restauriert. Diese im Mittelalter übliche Männerbekleidung besteht im Original aus gefärbtem Seidengewebe, lag aber in der Fundsituation nur noch in Fragmenten vor. Zur Rekonstruktion wurden die Überreste auf eine Rekonstruktion aus dunkelbraunem Baumwollgewebe aufgebracht. Abbildung 2 zeigt eine mikroskopische Detailaufnahme des Seidengewebes mit Gaze-Abdeckung.
Abb. 2: Auflichtmikroskopische Aufnahme von den Beinlingen Heinrichs III., blaue Verfärbungen im Seidengewebe, mit Gaze-Abdeckung. Foto: Brigitte Dreyspring, Wiesbaden.
Die Ergebnisse des KUR-Projektes waren bis etwa Mitte 2015 im Historischen Museum der Pfalz in Speyer (www.museum-speyer.de) im Rahmen einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. Wir danken Sabine Kaufmann, der Sammlungsleiterin Hoch- und Spätmittelalter und Domschatz, und Brigitte Dreyspring, die als selbstständige Textilrestauratorin am KUR-Projekt beteiligt war, für die Überlassung von Bildmaterial und Informationen zu dem Projekt.
Instrumente
Wiloskop ST-PF
- Kontrastierverfahren: Hellfeld (Auflicht)
- Okulare: WF10x/22
- Optisches System: trinokular, mit C-Mount-Adapter 0,5x
- Objektivvergrößerung: 0,67x-4,5x
- Auflicht: LED-Ringlicht, segmentierbar
- Stativ: mit Fokussierarm und Schwarz-Weiß-Wechselplatte
- Messsystem: pixel-fox (dhs Solution GmbH)
H 600 AM AL/DL 50
- Kontrastierverfahren: Hellfeld (Auflicht und Durchlicht)
- Okulare: WF10x/18
- Beobachtungstubus: binokular
- Objektive: EPI 4:1, EPI 10:1, EPI 20:1, EPI 40:1
- Kondensor: NA0,9 (Durchlicht)
- Beleuchtung: Halogenlampe, 30 W (Durchlicht)
- Auflicht: Illuminator mit 150 W-Faserlichtquelle
- Mikroskoptisch: absenkbar
H 600 AM PF
- Kontrastierverfahren: Hellfeld (Auflicht)
- Okulare: WF10x/18
- Beobachtungstubus: trinokular, mit C-Mount-Adapter 0,5x
- Objektive: EPI 4:1, EPI 10:1, EPI 20:1, EPI 40:1
- Auflicht: Illuminator mit 150 W-Faserlichtquelle
- Beleuchtung: Halogenlampe, 30 W (Durchlicht)
- Mikroskoptisch: absenkbar
- Messsystem: pixel-fox (dhs Solution GmbH)
Zum Weiterlesen:
- Kaufmann, S., (2012), Mobiles Kulturgut der Kaiser- und Königsgräber im Dom zu Speyer, Abschlussbericht Projektnummer PSR.0032. Hrsg.: Historisches Museum der Pfalz, Speyer. Download: : https://www.hornemann-institut.de/german/epubl_projekte122.php#download .
- Historisches Museum der Pfalz (Hrsg.): Des Kaisers letzte Kleider, Begleitbuch zur Sonderausstellung. Verlag Edition Minerva, Neu-Isenburg 2011.